Samstag, 28. Oktober 2006
Momente des Gluecks
Hallo Zusammen,
die zweite Woche Sprachschule in Arequipa hat gerade angefangen. Die Stunde kostet hier nur ca 3 Euro - grad mal halb soviel wie in Quito. Da wir ein Hostelzimmer auf dem Dach mit eigener kleiner Terasse haben (fuer 9 Euro), haelt sich Maren meist dort auf und hat sich entschieden, nicht alle Energie mit Spanischlernen zu verschwenden. Somit wird sie hier noch abhaengiger von mir und ich kann deshalb machen was ich will. Wir sind also beide gluecklich.



Arequipa ist nicht ansatzweise so touristisch ueberlaufen wie Cusco - allerdings ist sie mit 1 Mio Einwohnern auch dreimal so gross, was man aber nicht merkt.




Toll ist hier z.B. dass man jederzeit einzelne Zigaretten von den Strassenhaendlern kaufen kann. Wozu die Vorratshaltung? Der Moment zaehlt. Man braucht auch kein Handy. Es gibt an jeder Ecke die Moeglichkeit, fuer ein einziges Handygespraech zu bezahlen. Witzig ist auch, dann man im Hintergrund der Stadt schneebedeckte Vulkane sieht. Fuehlt sich ein bisschen an, wie Urlaub in der Schweiz.



Der absolute Hoehepunkt der letzten Woche war die Hochzeit von Matthias & Heike, die wir hier auf unsere Weise mitgefeiert haben. Irgendwie haben wir gespuert, dass die beiden keine Hochzeitstorte hatten und haben deshalb ausgeholfen.



Weil die ganzen Gaeste am Orginalschauplatz waren, haben wir die Torte hier vor Ort mit der Bevoelkerung geteilt. Ein klarer Gluecksmoment.



Vor ein paar Tagen waren wir in einem Museum, in dem die sog. Eisprinzessin Juanita ausgestellt wird. Das ist ein Inka-Maedchen, das vor 500 Jahren auf einem der Vulkane hier geopfert wurde, um die Berggoetter zu besaenftigen. Man hat sie tiefgefroren bei einer Expedition gefunden und sie war noch komplett in Schuss - nur etwas unterkuehlt. Ich meine das woertlich. Die Haut, Organe, Blut... alles noch original und gut erhalten. Wahnsinnsfund. Wahrscheinlich hat auch noch der letzte Furz dringesteckt, aber sie war in einer eisgekuehlten Kammer hinter Glas versteckt. Ist also nur ne Vermutung.

Ich stelle mir grade vor, wie beim naechsten Oder-Hochwasser gefordert wird, dass auf der Zugspitze erste Beisetzungen stattfinden. Sowas war hier halt an der Tagesordnung und fuer die Auserwaehlte ne Riesenehre.

Ziemlich cool ist das Kloster Santa Catalina, dass bis in dieses Jahrhundert komplett von der Aussenwelt abgeschnitten war und wie eine kleine Stadt wirkt. Dagegen kann das Christcamp einpacken.



Die kleine Infobroschuere auf Deutsch war dann aber unter aller Sau. Es war wortwoertlich und dermassen unverstaendlich aus dem Spanischen uebersetzt, dass ich in meiner persoenlichen Ehre gekraenkt war. Aus Rache habe ich das Teil dann flux in formschoenes Deutsch umgewandelt und als freundliche deutsche Geste an die Verwaltung geschickt. Glueck fuer sie. Mal sehen was passiert.

Am Wochenende waren wir im Colca-Canyon, dem vermeintlich tiefsten Canyon der Welt. Wir sind stundenlang in den Canyon runtergeklettert. Irgendwann lassen zwar dann die Kraefte nach, aber weil man ein Snickers dabei hat, gehts immer weiter.



Abends haben wir dann in einem sehr grundlegend ausgestattetem Hostel genaechtigt. Es war sone Art Lehmhuette, aber wir waren im zweiten Stock und hatten eine Bast/Schilfmatte als Fussboden. Ich verstehe ja schon nicht, wie man aus Lehm sowas bauen kann. Dass es allerdings auch noch obere Stockwerke gibt, ist fuer mich komplett unverstaendlich. Das Thema Doppelverglasung habe ich taktvoll ausgelassen, zudem unser Zimmer eh kein Fenster hatte.



Allerdings war das kleine *Hostal* am Tag unserer Ankunft gerade an das Stromnetz angeschlossen worden. Klarer Vorteil. Diesmal Glueck fuer uns.

Ein Ziel dieser Tour war gewesen, Condore zu beobachten. Leider hat sich das fruehe Aufstehen und das geduldige Warten am Rand des Canyons nicht geholfen. Diesmal leider kein Glueck. Irgendwo in der Ferne gabs dann wohl mal ein Tierchen zu sehen, aber die Fotos sind dann wohl eher Suchbilder geworden. Auf Postkarten erkennt man dann aber, dass es sich bei diesem ach so stattlichen Tier um ein ausgesprochen haessliches Vieh handelt. Es ist sone Art Mischung aus Aasgeier und Rabe, aber mit 3m Spannweite. Tolles Wappentier



Zur Zeit bereiten wir uns mental auf unser naechstes Land auf unserer Suedamerikatournee vor, das wir am Samstag erreichen werden. Bolivien soll ausgesprochen guenstig sein und hoffentlich kann ich mein Versprechen an Maren, dass sie dort endlich Shoppen darf, in La Paz bald einloessen.

In dieser Hoffnung verbleibe ich gluecklich.



Eurer Christian

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