Samstag, 11. November 2006
Chilenisches Geld stinkt nicht mehr so
seitzomator, 00:26h
Wie ich es Maren versprochen hatte, haben wir uns auf dem Schwarzmarkt in La Paz dann endlich mal nach ein paar Klamotten umgesehen. Seitdem bin ich mit 7-Euro-Schuhen unterwegs. Der Gedanke an den Return-On-Investment macht mich konstant gluecklich.
Von La Paz aus sind wir in einem erstaunlich bequemen Nachtbus nach Potosi, der hoechstgelegenen Stadt der Welt (ueber 4000m) gefahren. Frueher war es wegen der ausgiebigen Silbervorkommen auch mal die reichste Stadt Lateinamerikas, aber davon ist nicht mehr viel zu sehen. Allerdings arbeiten immer noch sehr viele mineros auf eigene Faust dort in den Minen. Eine Besichtigung der Minen beginnt mit einem Besuch auf dem Bergarbeitermarkt, auf dem man die ueblichen Geschenke wie Getraenke, Coca-Blaetter und Dynamit fuer die Jungs kauft. 96%iger Alkohol war auch im Angebot, aber irgendwo muss der Spass auch mal aufhoeren.
Dann gehts zu Fuss los. Man klettert durch schmale Gaenge immer weiter bergab und wenn man Arbeiter trifft, dann schenkt man ihnen die Sachen, was sie echt gluecklich macht. Ne Stange Dynamit inkl. Zuender und Ammoniumnitrat (das die Sprengwirkung verstaerkt) kostet 1,70 Euro und erleichtert die Arbeit doch etwas.
Ich habe dann auch mal einen Sprengsatz gebastelt. War gar nicht so schwierig und Silvester ist gerettet.
Die Loren werden von Hand gezogen und die Mineralien werden ueber grosse, von Hand gezogene grosse Saecke, auf die naechst hoehergelegenen Level transportiert. Knochenarbeit. 8-10h schaufelt ein Arbeiter ohne grosse Pause.
Das geht natuerlich nur, weil sie die ganze Zeit Coca-Blaetter kauen und ihnen die Arbeit somit nix mehr ausmacht. 200 Dollar kann man so im Monat verdienen (wer viel findet auch mal mehr). Mehr als 10% des Verdienstes geht aber z.B. fuer die Coca-Blaetter wieder drauf.
Ich hab das Zeug dann auch gekaut, aber gegen die Staublunge und die Sauerstoffknappheit haben die nicht geholfen. In den letzten 3 Jahrhunderten sind ca. 8 Millionen Sklaven dort umgekommen. Chemikalien koennen ja durchaus negative Wirkungen auf den Organismus haben. Aber das wurde geflissentlich unterbewertet.
Ich werde mich nie wieder ueber meine Arbeitsbedingungen beklagen. Ok, vielleicht die ersten drei Monate nach Wiedereinstieg nicht. Oder ich will Coca-Blaetter knabbern.
Von Potosi (Harald, danke nochmal fuer den Tipp) sind wir nach Uyuni. Der Zugfriedhof war nicht schlecht, wenngleich Receycling anders aussieht.
Von dort gings weiter in die Salzwueste. Nicht jeder der Teilnehmer hatte wie ich etwas Salz zum wuerzen der Mahlzeiten dabei (nenn mich Salzinger). Man muss halt mitdenken.
Wirklich krass waren die ueberdimensionalen Weinflaschen dort, an denen wir uns dann ausgetobt haben. Ansonsten gab es nicht viel.
Wir sind dann weiter in andere Wuesten. Auch dort kein Strauch, kein Baum, nur viel Geroell. Eher mondaehnliche Landschaften, die von Vicuñas (sone Art Reh) bevoelkert werden.
Die fressen Steine weils sonst nix gibt (Maren hats mir geglaubt ;-) und stehen ansonsten viel in der Gegend rum.
Der hoechste Punkt der Reise wurde bei ca. 4950m erreicht. Da gabs dann Geysiere und irgendwo auch heisse Pools, in denen wir uns von der recht frischen Nacht erholt haben.
Von dort sind wir dann ueber den Hochsicherheitsgrenzuebergang nach Chile gelangt,
um dort befreundete Missionare von Maren in Vallenar (500m NN) in ihrem grade frisch bezogenen Haus zu besuchen, um das Gaestezimmer einzuweihen.
Es gab wieder Baeume, ein Fruehstueck, bei dem mehr als der Name an diese Form der Nahrungsaufnahme am Tagesanfang erinnert und mehrere grosse Labrador-Hunde, die freudig ueber uns hergefallen sind. Angi und Thomas waren echt ganz nett zu uns, obwohl sie mich gar nicht kannten. Essen, Schlafplatz, Dusche, gute Unterhaltungen, ihre Tochter, Fahrraeder, Fondue, Ausfluege, ihr Haus, Strandausflug, Mahlzeiten, Internetzugang, paedagogischer Kletterspielplatz, Abendessen, Schlafsaecke, Schlafplatzconnection fuer Santiago. Alles erste Sahne. Ausserdem haben sie sich viel Zeit fuer uns genommen und uns einen Einblick in ihr Leben gegeben. Wir sagen Danke. Trotz 1A-super-Luxus-Salon-Cama-Nachtbus nach Santiago ist uns die Abreise schwergefallen. Rucksacktouristen habens halt schwer.
Gestern waren wir in Valparaiso an der Kueste vor Santiago. Aus den Gespraechen mit Maren war mir klar geworden, dass sie nicht so eine gefuehllose, anspruchslose Maschine ist wie ich. Irgendwie brauchen Frauen auch mal was fuers Herz und so. Wir sassen also am Strand vor einem schicken 5-Sterne-Hotel. Ich habe dann einfach vorgeschlagen, spontan da reinzugehen und ein Zimmer zu nehmen, egal was es kostet. Kam geil rueber und das Zimmer war auch ziemlich korrekt. Der Typ am Empfang meinte erst zoegerlich, ob wir ueberhaupt wuessten, wie teuer ein Zimmer sei. Gut, wir sahen etwas verranzt aus, in unseren Trekkingklamotten aber VISA oeffnet so manche Tuer. Mit Sauna, Schwimmbad und schoenem Meerblick war Maren so richtig happy. Als dann der Kellner auch noch ne Flasche gekuehlten Sekt aufs Zimmer gebracht hat, wars endgueltig perfekt. Uebringens war es das erste Mal auf unserer Reise, dass man das Toilettenpapier nicht in den Muelleimer neben der Toilette werfen musste. Kein Nachteil.
Morgen fliegen wir von Santiago nach Punta Arenas (ziemlich im Sueden von Chile), um in Patagonien noch ein paar Gletscher zu fotgrafieren. Wir werden uns dann irgendwo dort unten nach Argentinien durchschlagen und das Land von Sueden aufrollen.
Schaltet also auch beim naechsten Mal wieder ein wenn es heisst: Don*t cry for me, Argentina.
Eure Maren und Christian
P.S. Die 20 Grad Celsius in Koeln toppen wir natuerlich ohne schlechtes Gewissen, Simon.
Von La Paz aus sind wir in einem erstaunlich bequemen Nachtbus nach Potosi, der hoechstgelegenen Stadt der Welt (ueber 4000m) gefahren. Frueher war es wegen der ausgiebigen Silbervorkommen auch mal die reichste Stadt Lateinamerikas, aber davon ist nicht mehr viel zu sehen. Allerdings arbeiten immer noch sehr viele mineros auf eigene Faust dort in den Minen. Eine Besichtigung der Minen beginnt mit einem Besuch auf dem Bergarbeitermarkt, auf dem man die ueblichen Geschenke wie Getraenke, Coca-Blaetter und Dynamit fuer die Jungs kauft. 96%iger Alkohol war auch im Angebot, aber irgendwo muss der Spass auch mal aufhoeren.
Dann gehts zu Fuss los. Man klettert durch schmale Gaenge immer weiter bergab und wenn man Arbeiter trifft, dann schenkt man ihnen die Sachen, was sie echt gluecklich macht. Ne Stange Dynamit inkl. Zuender und Ammoniumnitrat (das die Sprengwirkung verstaerkt) kostet 1,70 Euro und erleichtert die Arbeit doch etwas.
Ich habe dann auch mal einen Sprengsatz gebastelt. War gar nicht so schwierig und Silvester ist gerettet.
Die Loren werden von Hand gezogen und die Mineralien werden ueber grosse, von Hand gezogene grosse Saecke, auf die naechst hoehergelegenen Level transportiert. Knochenarbeit. 8-10h schaufelt ein Arbeiter ohne grosse Pause.
Das geht natuerlich nur, weil sie die ganze Zeit Coca-Blaetter kauen und ihnen die Arbeit somit nix mehr ausmacht. 200 Dollar kann man so im Monat verdienen (wer viel findet auch mal mehr). Mehr als 10% des Verdienstes geht aber z.B. fuer die Coca-Blaetter wieder drauf.
Ich hab das Zeug dann auch gekaut, aber gegen die Staublunge und die Sauerstoffknappheit haben die nicht geholfen. In den letzten 3 Jahrhunderten sind ca. 8 Millionen Sklaven dort umgekommen. Chemikalien koennen ja durchaus negative Wirkungen auf den Organismus haben. Aber das wurde geflissentlich unterbewertet.
Ich werde mich nie wieder ueber meine Arbeitsbedingungen beklagen. Ok, vielleicht die ersten drei Monate nach Wiedereinstieg nicht. Oder ich will Coca-Blaetter knabbern.
Von Potosi (Harald, danke nochmal fuer den Tipp) sind wir nach Uyuni. Der Zugfriedhof war nicht schlecht, wenngleich Receycling anders aussieht.
Von dort gings weiter in die Salzwueste. Nicht jeder der Teilnehmer hatte wie ich etwas Salz zum wuerzen der Mahlzeiten dabei (nenn mich Salzinger). Man muss halt mitdenken.
Wirklich krass waren die ueberdimensionalen Weinflaschen dort, an denen wir uns dann ausgetobt haben. Ansonsten gab es nicht viel.
Wir sind dann weiter in andere Wuesten. Auch dort kein Strauch, kein Baum, nur viel Geroell. Eher mondaehnliche Landschaften, die von Vicuñas (sone Art Reh) bevoelkert werden.
Die fressen Steine weils sonst nix gibt (Maren hats mir geglaubt ;-) und stehen ansonsten viel in der Gegend rum.
Der hoechste Punkt der Reise wurde bei ca. 4950m erreicht. Da gabs dann Geysiere und irgendwo auch heisse Pools, in denen wir uns von der recht frischen Nacht erholt haben.
Von dort sind wir dann ueber den Hochsicherheitsgrenzuebergang nach Chile gelangt,
um dort befreundete Missionare von Maren in Vallenar (500m NN) in ihrem grade frisch bezogenen Haus zu besuchen, um das Gaestezimmer einzuweihen.
Es gab wieder Baeume, ein Fruehstueck, bei dem mehr als der Name an diese Form der Nahrungsaufnahme am Tagesanfang erinnert und mehrere grosse Labrador-Hunde, die freudig ueber uns hergefallen sind. Angi und Thomas waren echt ganz nett zu uns, obwohl sie mich gar nicht kannten. Essen, Schlafplatz, Dusche, gute Unterhaltungen, ihre Tochter, Fahrraeder, Fondue, Ausfluege, ihr Haus, Strandausflug, Mahlzeiten, Internetzugang, paedagogischer Kletterspielplatz, Abendessen, Schlafsaecke, Schlafplatzconnection fuer Santiago. Alles erste Sahne. Ausserdem haben sie sich viel Zeit fuer uns genommen und uns einen Einblick in ihr Leben gegeben. Wir sagen Danke. Trotz 1A-super-Luxus-Salon-Cama-Nachtbus nach Santiago ist uns die Abreise schwergefallen. Rucksacktouristen habens halt schwer.
Gestern waren wir in Valparaiso an der Kueste vor Santiago. Aus den Gespraechen mit Maren war mir klar geworden, dass sie nicht so eine gefuehllose, anspruchslose Maschine ist wie ich. Irgendwie brauchen Frauen auch mal was fuers Herz und so. Wir sassen also am Strand vor einem schicken 5-Sterne-Hotel. Ich habe dann einfach vorgeschlagen, spontan da reinzugehen und ein Zimmer zu nehmen, egal was es kostet. Kam geil rueber und das Zimmer war auch ziemlich korrekt. Der Typ am Empfang meinte erst zoegerlich, ob wir ueberhaupt wuessten, wie teuer ein Zimmer sei. Gut, wir sahen etwas verranzt aus, in unseren Trekkingklamotten aber VISA oeffnet so manche Tuer. Mit Sauna, Schwimmbad und schoenem Meerblick war Maren so richtig happy. Als dann der Kellner auch noch ne Flasche gekuehlten Sekt aufs Zimmer gebracht hat, wars endgueltig perfekt. Uebringens war es das erste Mal auf unserer Reise, dass man das Toilettenpapier nicht in den Muelleimer neben der Toilette werfen musste. Kein Nachteil.
Morgen fliegen wir von Santiago nach Punta Arenas (ziemlich im Sueden von Chile), um in Patagonien noch ein paar Gletscher zu fotgrafieren. Wir werden uns dann irgendwo dort unten nach Argentinien durchschlagen und das Land von Sueden aufrollen.
Schaltet also auch beim naechsten Mal wieder ein wenn es heisst: Don*t cry for me, Argentina.
Eure Maren und Christian
P.S. Die 20 Grad Celsius in Koeln toppen wir natuerlich ohne schlechtes Gewissen, Simon.
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Montag, 6. November 2006
Da waren sie wieder, meine drei Fragen:
seitzomator, 21:12h
Wo sind wir gerade?
Wie sind wir hierhin gekommen?
Und was machen wir ueberhaupt hier?
Auf vielfachen Wunsch eines Einzelnen hier also ein Ueberlick wo wir schon waren (schwarz), wo wir in den nachsten Tagen hinreisen (rot) und was wir uns evt. in Argentinien noch antun werden (gruen).
Wir sind zur Zeit (6.11.) im La Paz und werden ws. am 22.11. in Buenos Aires sein.
Alsdann,
Christian
P.S. Natuerlich sind das nicht alle meine Fragen. Mich plagt noch folgendes:
* Warum wollen Frauen immer Shoppen?
* Wann wirken die Kohletabletten endlich?
* Warum ist bolivianisches Geld so krankheitserregend dreckig?
* Wie kann ein Hostel ueberleben, das Touris fuer einen Euro uebernachten laesst.
* Haben uns die Incas hier wirklich den Sauerstoff abgedreht, weil wir ihre Preise zu stark heruntergehandelt haben oder hat Maren das nur getraeumt (hat sie wirklich)?
* Und: Warum hinterlaesst eigentlich niemand Kommentare auf unserem Blog?
Wie sind wir hierhin gekommen?
Und was machen wir ueberhaupt hier?
Auf vielfachen Wunsch eines Einzelnen hier also ein Ueberlick wo wir schon waren (schwarz), wo wir in den nachsten Tagen hinreisen (rot) und was wir uns evt. in Argentinien noch antun werden (gruen).
Wir sind zur Zeit (6.11.) im La Paz und werden ws. am 22.11. in Buenos Aires sein.
Alsdann,
Christian
P.S. Natuerlich sind das nicht alle meine Fragen. Mich plagt noch folgendes:
* Warum wollen Frauen immer Shoppen?
* Wann wirken die Kohletabletten endlich?
* Warum ist bolivianisches Geld so krankheitserregend dreckig?
* Wie kann ein Hostel ueberleben, das Touris fuer einen Euro uebernachten laesst.
* Haben uns die Incas hier wirklich den Sauerstoff abgedreht, weil wir ihre Preise zu stark heruntergehandelt haben oder hat Maren das nur getraeumt (hat sie wirklich)?
* Und: Warum hinterlaesst eigentlich niemand Kommentare auf unserem Blog?
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